Demenz ist mittlerweile ein Thema, was immer mehr ins gesellschaftliche Bewusstsein rückt, denn viele Familien oder Paare sind inzwischen entweder selbst betroffen oder kommen im nahen Umfeld damit in Berührung. Damit ist es schon lange nicht mehr ausschließlich eine Situation, die nur den Pflegebereich betrifft.
Was das große Vergessen in jedem Einzelnen auslöst, ist immer auch sehr individuell. Eines hat es jedoch immer gemeinsam: der betroffene Mensch verändert sich und damit auch die Art der Beziehung, in der wir uns mit diesem Menschen befinden. Bisherige Rollen verändern sich mit fortschreitender Erkrankung. Die eigene Verortung innerhalb der Beziehung wird zu einer wechselhaften Standortbestimmung, besonders auch, was eigene Gefühle und Ressourcen betrifft. Unweigerlich wird man mit der eigenen Vergänglichkeit und möglicherweise verdrängter Angst konfrontiert. Dieser Prozess stellt das bisherige Leben vielleicht sogar in Frage, auf jeden Fall auf den Kopf. Es müssen Handhabungen und Strategien gefunden und entwickelt werden, mit der stetigen Veränderung umzugehen und den Alltag nicht nur zu bewältigen, sondern möglichst auch innerhalb des vorgegebenen Erlebensrahmens zu gestalten.
In der langjährigen Begleitung von betroffenen Menschen hat sich gezeigt, dass immer sehr viel mehr an Potential und Ressourcen vorhanden ist, als uns im ersten Moment bewusst ist. Es liegt auch an uns, wie viel Erleben wir zulassen und erfahrbar machen. Aus meiner Begleitung von Betroffenen heraus kann ich sagen, dass maßgeblich durch künstlerische und musikalische Arbeit wunderschöne Momente und Herzens-Projekte entstanden sind. Dieser Erlebensrahmen kann vor allem mit einer offenen und herzlichen inneren Haltung und dem Anbieten von Erfahrungsräumen gehalten und gestaltet werden. Humor, eine grundlegene Offenheit und der Mut und die Flexibilität auch einmal aus gesellschaftlichen Normen auszubrechen, gehören meines Erachtens zu den Hauptpfeilern im Umgang mit Menschen mit kognitiven oder sonstigen Veränderungen. Denn eines ist gewiss - wir sind Menschen. Und damit fühlende Wesen mit individuellen Erfahrungen, jedoch immer mit dem Wunsch nach Gesehen-Werden und Akzeptanz dessen, wer wir, unabhängig von äußeren Bildern, tatsächlich sind.
Der verlinkte Beitrag ist intensiv, hat mich berührt. Er zeigt den Spannungsbogen zwischen Akzeptanz und Zweifel, zwischen Sorgen und Lachen. Ein Film aus dem Leben, in dem man sich wieder finden kann. Auf jeden Fall ein Film, der auch Mut macht und Verständnis weckt für diese ganz besondere Situation.
Herzlichen Dank für die freundliche Genehmigung des MDR zur Verwendung/Verlinkung hier in diesem Blog.
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